90% des Codes, den wir schreiben, besteht aus bereits existierenden Codezeilen.* In der Softwareentwicklung muss das Rad selten neu erfunden werden. Vielmehr werden Konzepte erstellt, um die beste Lösung für eine Programmieraufgabe zu finden – bestenfalls unter Nutzung vorhandener Code-Schnipsel.
Eine Studie von StackOverflow aus 2021 fand heraus, dass diejenigen Entwickler*innen, die Fragen stellen, Probleme effektiver lösen als diejenigen, die es nicht tun.** Das gilt sowohl für den Austausch in Online Communitys, aber auch innerhalb von Unternehmen in Software-Teams. Die Arbeit mit Entwicklungsteams in den letzten 5 Jahren hat mir gezeigt, dass dennoch zu wenig Unternehmen das Wissen ihrer Entwickler:innen richtig zu nutzen wissen.
In diesem Artikel zeigen wir 7 Unternehmen, die den Austausch und die Zusammenarbeit über die üblichen Mittel hinaus anregen und nachhaltig fördern.
Was ist heute Must Have in der Entwicklung?
- Regelmäßige, aber zeitlich straffe Teammeetings (am besten gar nicht erst hinsetzen!) sind ein Muss, um Best Practices zu teilen.
- Pair Programming als Mittel, schneller zu lernen und produktiver zu arbeiten.
- In Code-Reviews können Entwickler*innen ihr Wissen über Technologien und Programmiersprachen teilen und sicherstellen, dass der Code den Standards des Unternehmens entspricht.
- Mentoring-Programme, bei denen erfahrene Entwickler*innen ihre Kenntnisse und Erfahrungen an neue oder weniger erfahrene Kolleg*innen weitergeben.
- Wissensdatenbanken, um Informationen und Best Practices zu teilen. Wichtige Ressource auch für neue Entwickler*innen, die sich in das Unternehmen und seine Arbeitsprozesse einarbeiten.
Darüber hinaus gibt es weitere Hebel, um das Wissen von Entwickler*innen untereinander zu nutzen.
Sieben Beispiele aus der Praxis:
- Spotify hat eine interne Academy eingerichtet, die jedem Mitarbeitenden kostenlose Kurse anbietet. Diese Kurse reichen von der Einführung in verschiedene Programmiersprachen bis hin zu Soft-Skills-Training. Mitarbeitende können auch interne Konferenzen besuchen, bei denen sie ihr Wissen teilen und voneinander lernen können. Auch IBM hat eine interne Wissensdatenbank namens „ThinkAcademy“ eingerichtet, auf der Entwickler:innen Informationen und Best Practices teilen können.
- Google hat eine interne Plattform namens „CodeLabs“ eingerichtet, auf der Entwickler:innen ebenfalls Tutorials finden können. Sie können dort aber auch an Hackathons teilnehmen und ihre Projekte und Ideen präsentieren, um Feedback von anderen Entwickler:innen zu erhalten. Gleiches hat Meta mit „Facebook Blueprint“ eingerichtet.
- Bei dem internen Tool „Docs“ von Microsoft geht es um Best Practices Sharing in Form von Anleitungen, Dokumentationen und Tutorials. Die Plattform ermöglicht es auch anderen Entwickler*innen, Feedback zu geben und Fragen zu stellen.
- Zalando hat ein Mentoring-Programm namens „Techspertise“ ins Leben gerufen, bei dem erfahrene Entwickler*innen ihre Fähigkeiten an weniger erfahrene Kolleg*innen weitergeben. Das Programm umfasst sowohl technische als auch nicht-technische Themen.
- GitHub hat eine Praxis namens „Contribution-Centered Development“ eingeführt, bei der die Entwickler*innen des Unternehmens sich auf Open-Source-Projekte konzentrieren, die ihnen am meisten am Herzen liegen. Dadurch können sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen teilen und von ihnen lernen.
- Atlassian hat eine interne Praxis namens „ShipIt Days“ eingeführt. Diese Praxis bietet den Entwickler*innen die Möglichkeit, an einem Tag Projekte zu bearbeiten, die sie interessieren. Durch diese Praxis können sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf neue und kreative Weise einsetzen und voneinander lernen.
- Red Hat hat ein Programm namens „Community of Practice“ ins Leben gerufen (ähnlich zu der Praxis „Adobe Expert Connect“ des gleichnamigen Unternehmens). Beide Programme ermöglichen es den Entwickler*innen, sich mit anderen zu vernetzen, die an ähnlichen Projekten arbeiten. Durch die Vernetzung können die Entwickler*innen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen und voneinander lernen.
Diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen verschiedene Praktiken und Tools einsetzen können, um sicherzustellen, dass das Wissen ihrer Entwickler*innen untereinander genutzt wird. Indem sie eine Kultur der Zusammenarbeit und des Austauschs fördern und praktische Maßnahmen ergreifen, können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Entwickler*innen zum einen produktiver und effektiver arbeiten. Zum anderen erhöhen diese Best Practices die Zufriedenheit und das Wohlbefinden des Entwicklungsteams.
Anregungen, weitere Best Practices oder Feedback sehr gern an:
Manuela Sayin | ela@stack-stream.com | LinkedIn
Quellen:
* Studie der Firma Quantcast, die rund 100 Millionen GitHub-Repositories analysierte, um herauszufinden, wie oft bestimmte Codezeilen oder Code-Schnipsel in unterschiedlichen Projekten wiederverwendet wurden