Viele Investoren und Seriengründer sprechen aktuell von einer neuen Generation von Venture Capitalists (VC’s) wie Cherry, Fly, Asgard oder BlueYard. Diese neuen VC’s haben sich von der ersten Generation der reinen geldgebenden Frühphaseninvestoren und zweiten Generation der digitalen Industrialisierung emanzipiert.
Der Grund für diese Entwicklung liegt unter anderem an der veränderten Erwartungshaltungen von Gründern an ihre zukünftigen Investoren. Bei der Auswahl ihrer Investoren schauen Wachstumsunternehmen zunehmend auf die bisherigen Erfolge eines VC’s, dessen Reputation und dessen operative Unterstützung. Es zeigt sich zunehmend, dass die erwartete operative Unterstützung durch einen VC nicht so aktiv und standardisiert erfolgt, wie es sich Gründer wünschen. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis einer Studie der Investment Banking Boutique Blue Tree Group aus München.
Grundsätzlich lassen sich drei konkurrierende Businessmodels mit unterschiedlichen operativen Support-Funktionen in der aktuellen europäischen und deutschen VC-Landschaft identifizieren:
- Financiers
- Mentor
- Portfolio Operator
Je mehr Support-Funktionen ein Investor seinen Beteiligungsgesellschaften aktiv anbietet, desto stärker folgt der VC einem aktiven „Portfolio Operator“ Businessmodel als Venture Capital Strategie. Die wenigsten Support-Funktionen bietet das Businessmodel „Financiers”. Zwischen dem „Portfolio Operator“ und dem „Financiers“ ist der „Mentor” mit einer gemäßigten Support Funktion angesiedelt.
Die Businessmodels „Financiers” und „Mentor” entsprechen in einem starken Maße der ersten Generation an VC-Gesellschaften in Deutschland, in denen sich die Investoren jeweils in unterschiedlichen Maßen bei der Kapitalbeschaffung, -strukturierung, dem Exit Sourcing oder der Unternehmensentwicklung durch die Öffnung ihres Netzwerkes eingebracht hatten. In der von Blue Tree Group erstellten Studie konnten über 203 VC’s in Westeuropa (davon 75 in Deutschland) identifiziert, die nach eigenen Angaben (Value Proposition) ein „Portfolio Operator” Modell verfolgen. Die identifizierten VC’s wurden in einem zweiten Schritt mit dem idealtypischen TOPSCAN-Ansatz verglichen und den verschiedenen Gruppen zugeordnet. Die Studie legte die nachfolgenden Top 5 Erkenntnisse der relevanten VC Firmen offen:
- 65% der befragen VC’s sehen einen wesentlichen Wert darin, ihre Beteiligungsgesellschaften aktiv in standardisierte Prozesse operativ zu unterstützen.
- Die wichtigsten operativen Support Funktionen der VC’s sind die folgenden:
– Team-Building
– Perspective
– Öffnung des Netzwerks. - Mehr als 60% der befragten VC’s ordnen sich zwischen dem „Mentor“ und dem „Portfolio Operator“ ein.
- Knapp 70% der VC’s beschäftigen 1 – 10 Mitarbeiter und können aus diesem Grund nur mit externer Unterstützung die genannten Support-Funktion durchführen.
- 68% der untersuchten Investoren arbeiten regelmäßig bei wichtigen Support-Funktion mit externen Beratern zusammen; so wird z.B. der Kapitalerhöhungsprozesse stets durch externe Financial Advisor begleitet.
Diese vereinfachte Herangehensweise ermöglicht es, eine Art Toolbox für Support-Funktionen zu entwickeln. Dadurch wird es VC’s ermöglicht ihren zukünftigen Beteiligungen operative Support-Funktionen zur Verfügung zu stellen. Dieses Vorgehen versetzt VC’s in die Lage, ihre Value Proposition zu formulieren und sich damit von ihren Wettbewerbern abzugrenzen.
Wie sind die Top 5 Erkenntnisse für die europäische VC- Landschaft zu bewerten? Es zeigt sich, dass ein Großteil der Support-Funktionen von VC’s durch externe Berater durchgeführt werden muss.
Eine Entscheidung über eine Unterstützung durch externe Berater unterliegt tendenziell der Verantwortung eines einzelnen Investment Managers. In der Konsequenz beeinflusst ein Investment Manager aufgrund seiner beruflichen Erfahrung und seines persönlichen Netzwerks indirekt den Wert einer Beteiligung. Aufgrund der steigenden Anzahl von VC-Fonds und dem damit zunehmenden Wettbewerb zwischen den Investoren bietet eine genaue Definition der eigenen Support-Funktionen einem Investor Möglichkeit, sich eindeutig von seinem Wettbewerb abzugrenzen. Dieses ermöglicht es einem Start up, eine bessere Entscheidung bei der Wahl des VC’s zu treffen.
Zum Autor:
Dr. Michael Daldrup ist Gründer und Partner von der Investment Banking Boutique Blue Tree Group, die auf die Finanzierung- und die M&A-Beratung von schnellwachsenden Unternehmen spezialisiert hat.
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