Baden-Württemberg zählt als Land der Erfinder und Tüftler mit einer ehrreichen Geschichte. Schon das Fahrrad, das Automobil und der elektrische Aufzug haben im südwestlichen Bundesland Deutschlands ihre Ursprünge. Nun liegen diese Erfindungen schon eine Weile zurück – und wenn wir an die deutsche Innovationskultur denken, wandert der Blick oft in andere Teile des Landes. Warum Mannheim aber viel mehr im Scheinwerferlicht stehen sollte, das erklärt Kira Biernat von The Hackathon Company.

Drei wichtige Erkenntnisse lassen sich dem Report entnehmen:

1: Zufriedenheit

Das Mannheimer Startup-Ökosystem wird überdurchschnittlich positiv bewertet. Ganze 90% der GründerInnen sind zufrieden mit ihrer Geschäftslage – gesamtdeutsch liegt der Wert bei nur 61,4%. Diese Zustimmung zieht sich durch viele Aspekte und hängt letztlich vor allem an der hohen regionalen Vernetzung sowie gut ausgebauten lokalen Infrastruktur.

Oliver Brümmer, Regionalsprecher der Rhein-Neckar-Region im Bundesverband Deutsche Startups e.V. und zugleich Gründer von The Hackathon Company GmbH, stimmt der Einschätzung seiner KollegInnen aus dem Monitor zu: „Der Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Christian Sommer von den Mannheimer Gründungszentren haben das Ökosystem konsequent weiterentwickelt und zu einem absoluten Powerhouse ausgebaut. Gemessen an der Größenordnung der Stadt hat Mannheim eine einzigartige Startup-Szene.“

Vor allem gegenüber der Verfügbarkeit bezahlbarer Büroräume, der Anzahl an wirtschaftspolitischen Initiativen und dem Zugang zu BeraterInnen und MentorInnen, ist die Mannheimer Gründerlandschaft freudiger gestimmt als Gleichgesinnte aus anderen deutschen Städten. Die Region hält außerdem viele Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen bereit – eine Rahmenbedingung, über die sich mit 67,8% der befragten Startups so viele wie an keinem zweiten Standort freuen.

2: Fachkräfte

Es gibt einen weiteren Grund, warum Oliver Brümmer seinen Firmensitz als „absoluten Vorzeigestandort im Süden“ ansieht. Die stark ausgeprägte Hochschullandschaft der Region führt zu einer hohen Zahl an qualifizierten und engagierten Fachkräften, von denen viele einen Platz im Startup-Business finden. Der Anteil an AkademikerInnen unter GründerInnen liegt in Mannheim bei 94,8% und damit 10,9% über dem DSM-Durchschnitt. Auch Oliver Brümmer selbst ist dieser Gruppe zuzuordnen.

The Hackathon Company ist in diesem Zusammenhang aber auch insgesamt ein Paradebeispiel: Von 15 TeammitgliederInnen kommen sechs direkt von der Universität Mannheim und drei von umliegenden Hochschulen. Das Startup unterstützt KMUs und Großkonzerne mit Hackathons und anderweitigen Beratungsprojekten bei der digitalen Transformation und ermöglicht dabei vielen Studierenden einen ersten Einblick in das dynamische Ökosystem.

3: Wachstum

Und damit sind wir sozusagen beim Knackpunkt der Mannheimer Startups angekommen, denn viele von ihnen befinden sich (noch) in frühen Gründungsphasen, der Seed und Startup Stage. Im Fokus steht hier noch die Konzeptentwicklung und Angebotserstellung, wodurch nur geringe Umsätze generiert werden. Im Vergleich zu weit entwickelten Ökosystemen wie Berlin mit 34,6% oder München mit 32,5% ist bisher ein deutlich niedrigerer Anteil von 14,6% in der Growth Stage, die sich durch ein starkes Umsatz- und Nutzerwachstum auszeichnet. Zurückzuführen ist der Wert beispielsweise auf den jüngsten Anstieg der Gründungsaktivität in Mannheim.

Ein wichtiger Grund darüber hinaus ist allerdings ein Hindernis der GründerInnen vor Ort: die Finanzierung. Um sich den Traum eines eigenen Unternehmens zu ermöglichen, greifen die meisten MannheimerInnen, so wie auch viele andere BundesbürgerInnen, auf eigene Ersparnisse zurück oder nutzen staatliche Fördermittel. Demgegenüber sind laut Mannheim Startup Monitor „Business Angel und Venture Capital im Vergleich zum Bundesschnitt noch selten genutzt“ – eine Wagniskapitalfinanzierung, die den Sprung in die Growth Stage ermöglichen würde. Die Finanzierungslücke lässt einen Zusammenhang mit der regionalen Lage vermuten. In Metropolen wie Berlin und München sitzen viele VC-Investoren, die über Business Angels immer wieder ihren Weg zu jungen UnternehmerInnen finden.

Wenngleich die Herausforderungen in der Startup-Finanzierung auch Oliver Brümmer selbst bekannt sind, vertraut der gebürtige Darmstädter auf sein Ökosystem. Nicht ohne Grund habe sich STARTUP MANNHEIM vor kurzem in NEXT MANNHEIM umformiert. Beim Launch vor einigen Wochen erklärte Dr. Peter Kurz motiviert: „Mit NEXT MANNHEIM vereinen wir unsere Startup- und Gründungsförderung interdisziplinär mit kultureller und kreativer Stadtentwicklung – um Mannheim zukunftsfähig zu machen.“

Die Fokusbereiche der Initiative verteilen sich dabei unter anderem auf die Förderung von Startups und den Ausbau der Startup-Community, die kulturelle Stadtentwicklung sowie die Ansiedlung internationaler Startups. „Das ist eine noch stärkere Ausrichtung auf Gründerinnen und Gründer, die unser Netzwerk enorm stärken wird. Das Stadtkonzept ist deutschlandweit einmalig, daher habe ich große Hoffnung, dass sich auch immer mehr Kapital bei uns ansiedeln wird“, verspricht sich Oliver Brümmer. „Mannheim wird den Blick auf sich ziehen!“

Über die Autorin

Kira Biernat arbeitet seit Oktober 2019 im Marketing von The Hackathon Company und lebt die Vision des Mannheimer Startups mit. Über hello@thehackathoncompany oder auf LinkedIn können sich Interessierte jederzeit melden, um die Digitalisierung gemeinsam zu beschreiten.

Den vollständigen Deutschen Startup Monitor 2020 gibt es hier.
Den vollständigen Mannheim Startup Monitor 2020 findet ihr hier.

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