In Deutschland werden jährlich pro Kopf durchschnittlich fast fünf Kilogramm Kleidung weggeschmissen. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil somit Ressourcen verschwendet und die Umwelt belastet wird: Bei der Herstellung eines T-Shirts entstehen etwa 3,7 Kilogramm CO2 – eine vergleichbare Menge wird bei einer Autofahrt von 40km freigesetzt. Laut Angaben des Europäischen Parlaments ist die Modebranche somit insgesamt für circa zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und verursacht unter Strich mehr Emissionen als die Luft- und Schifffahrt zusammen. Zusätzlich zur Belastung der Umwelt durch CO2 wird für die Herstellung von Kleidung viel Wasser benötigt. Für die Produktion eines einzelnen T-Shirts braucht man 2700 Liter Wasser. Mit der gleichen Menge könnte der Trinkwasserbedarf einer Person für mehr als zwei Jahre gedeckt werden. Neben der Belastung des Klimas und dem hohen Wasserverbrauch, werden auch die Bedingungen unter denen Näher*innen arbeiten kritisiert. Insbesondere die Zustände in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan erregen immer wieder Aufsehen.

Diese besorgniserregenden Daten erzeugen politischen Handlungsbedarf. So setzt sich die deutsche Bundesregierung für mehr Nachhaltigkeit in der Textilproduktion ein. Ausbeutung von Mitarbeiter*innen, Kinderarbeit, sowie Umweltverschmutzung durch Chemikalien, die in der Textilindustrie verwendet werden, sollen verhindert werden. Zudem appelliert die Politik an Verbraucher*innen, bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen. Entsprechende Sigel sollen Transparenz über die Herstellungsbedingungen von Kleidung schaffen und somit ein nachhaltigeres Kaufverhalten fördern. Viele Verbraucher*innen achten schon jetzt darauf, ihren Konsum zu reduzieren, kaufen nachhaltig und fair produzierte Kleidung – unterstützt vom Zeitgeist der Nachhaltigkeit.

Im Startup-Ökosystem wollen Gründer*innen mit klugen Geschäftsmodellen ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Textil- und Modeindustrie und somit zum Umweltschutz leisten. Sie ergänzen somit die klassischen Beiträge zur Nachhaltigkeit, wie Flohmärkte oder Konsumverzicht, durch neue Ideen und mischen auf diese Weise die Modewelt auf:

Die Gründerin Alina Bassi hat es sich zur Aufgabe gemacht gegen den Müll, der durch Altkleidung entsteht, anzugehen. Anstoß für ihre Idee war ein Urlaub in Tansania, der ihr zeigte, dass deutsche Altkleider mitunter nach Ostafrika verschifft werden und dort auf Müllkippen landen. Ihr Startup Kleiderly recycelt Textilreste um daraus neue Kleidung – insbesondere Brillen und Sonnenbrillen. Die Gründerin erklärt „Kleiderly hat das Potential, jährlich 7.565 Tonnen CO2-Äquivalent einzusparen. Das entspricht einer 936-maligen Weltumrundung mit dem Auto. Wir wollen damit unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Textilbranche leisten“.  

Auch das Startup CLOTHES friends setzt sich für eine nachhaltigere Modeindustrie ein. Während saisonal wechselnde Modetrends und Nachhaltigkeit häufig als gegensätzlich beurteilt werden, beweist CLOTHES friends das Gegenteil. Frei nach dem Motto „sharing is caring“ setzt das Unternehmen auf das Vermieten von Kleidung. Die Gründerinnen studierten in München gemeinsam Modejournalimus und Medienkommunikation und wurden so zu ihrer Geschäftsidee inspiriert. Die Co-Gründerin Carmen erzählt: „Man stößt auf Fakten und merkt, dass die Modeindustrie zu den größten Umweltverschmutzern gehört. Wir wollen den Menschen eine Möglichkeit geben, wie sie das verändern können, also die Leute, die letzten Endes die Mode jeden Tag tragen. Am Ende stand die Lösung einer digitalen App für circular Fashion“. Kund*innen können Kleidung leihen, diese zu sich nachhause bestellen oder in einer der „localen Hubs“, also eine der CLOTHES friends Filialen, abholen. Neben der Münchner Hauptfiliale gibt es bislang neun weitere solcher Hubs. Das Leihen von Kleidung soll Fehlkäufe verhindern und Modefreund*innen eine trendbewusste, abwechslungsreiche und dennoch nachhaltige Garderobe ermöglichen: „Wir stellen uns vor, dass jeder seine Basic-Garderobe zuhause hat und die Trendteile immer dazu mietet und dadurch ein kreisläufiges System entsteht“.  

 Eine weitere Lösung: A-GAIN GUIDE. Das ist ein digitaler Ratgeber, der Verbraucher*innen dabei hilft, die Lebensdauer ihrer Kleidung zu verlängern. So zeigt ein Berliner Stadtplan alle Akteure der textilen Wiederverwertung auf. Zudem führt das Guide Tool die Bürger*innen Berlins an konkrete Lösungen heran, um ungeliebte Kleidungsstücke vor dem Müll zu bewahren und stattdessen auf lokalem Wege zu etwas Neuem umzuwandeln oder zu verkaufen. Im Anschluss an A-GAIN GUIDE entwickelt das Startup LOOPLOOK nun das Konzept als Online-Marktplatz weiter. Die digitale Plattform soll Konsument*innen ermöglichen, Textil-Dienstleistungen wie Reparaturen, Upcycling-Designs und Workshops in nächster Nähe zu finden und zu buchen. Die beiden Gründerinnen sind studierte Modedesignerinnen, die den Zugang zu nachhaltiger Mode vereinfachen und Nutzer*innen tiefergehende Informationen bieten möchten: „Unser Ziel ist es, das positive Potenzial von Mode auszuschöpfen und Re-Use sowie On-Demand Prozesse im Lokalen in einen geschlossenen Kreislauf zu überführen“, erklärt die Co-Gründerin Stefanie Barz.“

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